Die Jagd mit einem brauchbaren Hund ist je nach Land, Bundesland und Kanton, gesetzlich vorgeschrieben. Die Brauchbarkeit ergibt sich in der Praxis aber nicht durch Prüfungszeugnisse, sondern den tatsächlichen Fähigkeiten des Hundes.
Vorbereitung für die Krähenjagd
Was ist unser Ziel bei der Krähenjagd? Wie bei jeder Jagd, möglichst viel Beute machen! Daher zählt zu einer erfolgreichen Jagd mit dem eigenen brauchbaren Jagdhund im Tarnschirm ein ruhiger, sicherer und vor allem vertrauter Hund, der ausschließlich aktiv wird, wenn es erwünscht ist. Ein nervöser, reizüberfluteter oder gar gestresster Hund wird unseren Jagderfolg mindern.
Das Verhalten auf der Krähenjagd
Legen Sie sich Ausbildungsziele fest. Trainieren Sie in vielen kurzen Sequenzen. Seien sie bei der Ausbildung konsequent und schließen die Übung immer mit etwas Positivem ab. Je früher Hunde einige grundlegende Abläufe erlernen, desto einfacher wird das Training. Um dies zu vermeiden sollten wir nicht einfach die Konfrontationsmethode wählen und uns blindlings mit unserem Jagdgefährten in die Jagd stürzen, sondern vorab ein gezieltes Training im und außerhalb des Schirms beherzigen. Zu nutzen ist dabei die Zergliederungsmethode, die neben der Hundeausbildung ebenfalls in der Sportwissenschaft große und erfolgreiche Anwendung findet. Mit Hilfe dieser Methodik wird die ganzheitliche Aufgabe des Hundes während der Jagd, jedoch im Vorwege in einzelne Trainingssequenzen erlernt. Dies ermöglicht uns einen strukturierten Aufbau des Trainings und einen lernorientierten Vierbeiner.
Einarbeiten des Welpen für die Krähenjagd
Grundlegend sollte der Hund die Basics des Grundgehorsams, als auch einen sicheren Apport im Zusammenhang mit dem Schuss beherrschen, und im Vorwege mit den zu bejagenden Wildarbeiten, als auch mit dem Lockbild im Training vertraut gemacht werden, um Unsicherheiten in der Praxis zu vermeiden. Zu aller Erst wird der Hund durch positive Verstärkung durch beispielsweise Futter oder auch bevorzugt dem Clicker, mit dem Schirm oder auch seinem camouflage farbigen Hundezelt und evtl. anderem Equipment vertraut gemacht. Nur ein vertrauter Hund im Schirm ist erfolgsführend bei der Jagd.
Schuss- und Standruhe
Zum allgemeinen Grundgehorsam ist das ruhige Warten im Schirm das Hauptaugenmerk. Das bedeutet, dass der Hund das sichere Signal "Platz" in Verbindung mit Entspannung beherrschen muss. Dieses sollte ausdauernd fokussiert werden und als Grundlage funktionieren. Im Schirm, oder auch im Zelt des Hundes wenden wir es an. Später auch als Steigerung in der Verbindung mit dem Schuss muss der Hund Ruhe bewahren können. Standruhe muss erlernt werden! Das „Platz“ soll also ein „Pause – Signal“ bedeuten. Ziel ist es, den Hund in seiner Arbeit „an- bzw. abschalten“ zu können.
Übung zur Schuss- und Standruhe
Es gibt viele Möglichkeiten die Standruhe des Jagdhundes zu erlangen. Der Einsatz der Reizangel kennt jeder. Das ruhige Warten beim vollen Futternapf, ist eine weitere gute Übung für den zukünftigen Jagdbegleiter. Seine Frustrationstoleranz können wir so täglich mehrmals üben und ausbauen. Belohnen Sie den Hund für jedes Sitzenbleiben und Nichtstun.
Ablauf der Übung:
- Hund sitzen lassen
- Futternapf hinstellen
- Jedes Einspringen zum Fressnapf wird ohne Kommentar unterbunden
- Der Hund wird ohne Gewalt vom Napf ferngehalten
- Geht er an den Napf, ziehen wir die Futterschüssel weg
- Der Hund soll sich eigenständig ohne Kommando hinsetzen. Das wird wieder mit einem "klick" und Futter belohnt.
- Sitzt der Hund und schaut sie an "klicken" sie und belohnen den Hund
- Erst wenn der Hund zu sitzt und lernt mit ihnen in Sichtkontakt zu treten, geben Sie das Kommando zum Essen
- Bauen Sie die Zeitspanne des Sitzens kontinuierlich aus
Voraussetzung:
Der Welpe kennt den Befehl "Sitz"
Verlassen und Rückkehr zum Schirm
Wenn unser Vierbeiner jedoch gefragt ist, soll er aus der Ruhe im Schirm per Signal schnellstens aktiv werden, sich schicken lassen und das Wild aus dem Lockbild zurück in den Schirm apportieren. Dies soll möglichst zügig erfolgen, damit der Hund das Lockbild nur sehr kurz für den Apport aufsucht und schnellstens wieder verlässt, um weitere Anflüge des zu bejagenden Wildes nicht zu verhindern oder gar zu stören. Erwünscht ist dabei der Hund, der erlegtes Wild zu erst einmal ignoriert, uns sich im Bezug auf die Waidgerechtigkeit und Tierschutz auf krankes und noch lebendes Wild konzentriert. Nur zweitrangig wird das Einsammeln des erlegten Wildes fokussiert.
Übung zum Verlassen und der Rückkehr zum Schirm
Der zukünftige Jagdbegleiter soll lernen, wo er den Tarnschirm verlassen und wieder betreten muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass unser Schirm im Nu umgerissen wird.
Ablauf der Übung:
- Tarnschirm aufbauen
- Ausgang vorbereiten (Netz fixieren)
- Futternapf aufstellen im Lockbild
- Hund rausschicken
- Hund zurück pfeifen und mit einem "Klick" und Futter belohnen
Wichtig:
Schnelles Zurückbringen soll mit grosser Freude und Futter belohnt werden. Der Hund soll lernen, schnellstmöglich wieder zum Hundeführer zurück zu kehren.
Apport aus dem Lockbild
Um die Geschwindigkeit in der Arbeit des Jagdhundes beizubehalten, sollte wie anfänglich beschrieben, ein sicherer Apport des Hundes erlernt worden sein. Diesen sollte er zielorientiert ausführen. Im Zusammenhang damit gilt weiterhin die positive Bestärkung nach dem Apport im Tarnschirm. Die Freude am Apportieren darf niemals fehlen. Druck oder schlechte Erlebnisse innerhalb des Schirms, vielleicht auch im Zusammenhang mit dem Hundeführer wirken sich negativ auf das Arbeitsverhalten des Hundes im Tarnstand aus. Er wird langsamer Arbeiten oder im schlimmsten Fall den Schirm meiden.
- Gewöhnen sie den Welpen an das Lockbild
- Die Lockkrähen sollen nicht interessant sein
Übung zum Apport aus dem Lockbild
Bei unserem Welpen ist erstmals alles erlaubt, um ihm das Apportieren bei zu bringen. Wir wollen, dass er den Gegenstand freudig aufnimmt, hält und einem zuträgt. Ist uns dies gelungen, steigern wir den Schwierigkeitsgrad. Der Hund soll ebenso lernen, die Lockkrähen stehen zu lassen. Er soll die erlegte Krähe apportieren. Die Lockvögel sind tabu!
Ablauf der Übung:
- Dummy ins Lockbild legen
- kurze Distanz vom Hundeführer zum Dummy
- Hund apportieren lassen
- Tauschen mit der Beute
- Distanz vergrössern
- Abstand zwischen den Lockkrähen verkleinern
Voraussetzung:
Der Apport muss der Hund kennen. Die Distanz zwischen Lockbild und Tarnschirm kontinuierlich vergrössern. Step by Step.
Wichtig:
Reißen Sie Ihrem Hund die Beute nie aus dem Maul. Machen Sie Tauschgeschäfte mit ihm!
Tauschen verboten!
Das Apportieren ist ein Befehl, dass wir beim Hund konsequent einfordern. Das Tauschen der Beute während dem Bringen, ist ein Ungehorsam und ist zu unterbinden. Egal wie spannend die andere Beute ist, der Hund hat uns das Wild im Fang zu bringen und darf erst dann wieder eine neue Beute anpeilen.
Ablauf der Übung:
- Beute auslegen
- Bilden Sie eine breite Gasse mit einer Ablenkung links und rechts
- Lassen Sie den Hund die Beute apportieren
- Sobald der Hund die Beute ohne Anpeilen der Ablenkung bringt, verengen Sie die Gasse
Wichtig:
Beginnen sie mit einer geringen Verleitung. Steigern sie langsam den Schwierigkeitsgrad!
Geduld und Zeit
Zusammengefasst sollten wir uns die Zeit nehmen, unseren Jagdgefährten auf seine zukünftige Aufgabe zielorientiert einzuarbeiten und ihn nicht ins kalte Wasser zu werfen. Ein strukturiertes Training im Vorwege lässt, wenn die anderen Umstände es zulassen, eine größere Strecke erhoffen.
Autorin: Lara Köster
Beruf: Zertifizierte Hundetrainerin
Webseite: Lara-koester.de
Datum: 17.08.2021
Autor: Roger Leuthard
Webseite: Kraehenjagd.eu
Jagdhund im Bericht: Magyar Vizsla
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In der Ausgabe 04 / 2021 vom Wissensmagazin "Jagdblatt" ist der Bericht vollständig abgedruckt. Die jagdliche Zeitschrift kann bestellt werden. Es lohnt sich!
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