Egal wie lange man schon auf Krähen jagt, manchmal fallen Entscheidungen nicht leicht. Und manchmal macht man es sich künstlich schwer… Letztes Wochenende wollte ich Krähen jagen. Wusste aber nicht wo im Revier. Frassplätze waren unvorhersehbar, gefühlt waren sehr wenige da, und die Krähen, die als erkennbarer Schwarm unterwegs waren, waren Saatkrähen – mit Dohlen vermischt. Na super.
Endscheidungen...
Alleine wollte ich auch nicht losziehen, hatte aber auch niemanden in der Nähe „auf Abruf“.
Da ich eh noch Munition holen musste, beschloss ich, dem lieben Michael von Pfalzarms mit dem Problem auf die Nerven zu gehen, auf die Mitleidstour zu machen und mich bei ihm im Lehrrevier seiner Jagdschule selbst einzuladen. Das Ganze musste natürlich als Gefallen verkauft werden, also habe ich großzügig angeboten, ihn oder einen seiner Mitjäger mitzunehmen.
Mitleid hilft oft...
Michael hat sich interessiert gezeigt und so sind wir Samstagabend losgezogen um bei ihm einen geeigneten Platz zu finden. Da das Revier in einer Weingegend liegt, ist die Platzfindung nicht so sehr einfach. Die Reihen von Weinstöcken geben zur Zeit noch weniger Deckung als im Sommer. An möglichen Frassplätzen gab es keine Deckung. Wo es Deckung gab, gab es keinen Frassplatz. Schwierig. Die Entscheidung fiel auf einen Höhenrücken im Weinberg mit Hecke und Bäumen. Der Plan war ein Wächterlockbild mit ganz wenigen Krähen auf dem Boden. Dies sollte keinen Frassplatz simulieren sondern einfach nur die Neugierde der Krähen auf der Flugroute ansprechen. Der Schlafplatz war im Revier, aber zwei Täler entfernt, hoffentlich also weit genug.
Das 6. Gebot ist wichtig
Welche Flinte nehme ich mit? Die 12er Benelli Super Black Eagle3 oder die 20er Benelli Montefeltro. Die SBE3 begeistert mich total, aber die Monte schaut immer so traurig aus dem Schrank wenn ich sie stehenlasse. Also: BEIDE. Mit der Munition ging es weiter. Ich habe zur Zeit für die 12er Flinte vier verschiedene Fiocci Patronen. Dispersante, 32gr, 34gr und die Variante mit 36gr. Die Anschusstests fielen alle gleich gut aus. Mit der 32gr. hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht. Zum Glück habe ich für die 20er nur eine Sorte…
Die nächste Entscheidung...
Der Tarnschirm haben wir am Samstagabend in der Dunkelheit aufgebaut. Wir mussten keine Äste anhäufen – wäre an der Stelle auch schwer geworden - sondern sind einfach hinter die bereits stehende Botanik gerückt. Die Ghillie - Netze sind einfach klasse. Beim Aufbau wurde mir ein Schirmpartner für den nächsten Morgen zugewiesen. Ein hochmotivierter Mitjäger, der vor einigen Wochen auf einem Seminar von uns war.
Der Tarnschirm
Zur Jagd am Sonntag: Die Krähen flogen seltsam. Sie überflogen uns in mindestens 100 Meter Höhe. Eher mehr. Aus mehreren Richtungen. Dass es im Revier mehrere Flugrouten von mehreren Schlafplätzen gibt, wusste ich. Dass aber so früh aus einer komplett anderen Richtung ein Riesen Schwarm das Revier überfliegt war mir neu. Wir haben viele Krähen gehört, viele hoch oben gesehen, aber der Plan mit der Neugier ging nicht so recht auf. Die wussten beinahe alle wo sie hinwollten – entsprechend wurden wir ignoriert. Fast komplett. Insgesamt kamen sechs einzelne Krähen in Reichweite. Diese haben wir alle erlegt. Mein Schirmpartner hatte ordentlich Erwartungsmanagement hinsichtlich seiner Schiesskünste betrieben. Aber vermutlich war er auch einer der Typen in der Schule, die immer gejammert haben und dann doch eine Eins bekommen haben. Er hat alle seine Krähen mit dem ersten Schuss getroffen….
Zur Jagd...
Der Anflug war hinsichtlich des vorhandenen Bestandes enttäuschend, das Ergebnis jedoch perfekt. 100% habe ich beileibe nicht immer. Der Platz war an sich gut, nur der Plan ging aufgrund der extremen Flughöhe nicht auf. Ob das nur an dem Tag so war kann ich nicht sagen. Dazu fehlt mir noch die Erfahrung in dem Revier. Wichtig war, dass wir keine Krähen schlau gemacht haben. Die Strecke wird ein anderes Mal sicher höher ausfallen.
Fazit des Tages
Das größte Problem war, die ganzen in die Bäume gehängten Wächter wieder runter zu bekommen. Die herbstlichen Einlüsse bei der Jagd... Aber das ist eine andere Story. Der Morgen in den Weinbergen war klasse. Super Wetter, super Blick auf den Pfälzer Wald und die Gesellschaft war 1A. Mein Schakal (aka Labbi Hündin Katie) hat super gearbeitet und war zufrieden. Was will man mehr? Und die Munition… ich habe mit der Dispersante eine Krähe geschossen, mit der 34gr und mit der 36gr Patrone… für eine generelle Aussage bgzl. der Patrone natürlich viel zu wenig. Aber der Anfang ist gut. Mein Schirmpartner ist jetzt natürlich ordentlich motiviert. Wer weiß, vielleicht findet er noch Spots mit Deckung die wir übersehen hatten. Vielleicht schicke ich ihm ein paar Bilder von tief eingegrabenen Entenblinds in den USA :-)
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Mike (Mittwoch, 11 November 2020 18:59)
Waidmannsheil Uli und Schirmnachbar.
Der Bericht war schön zu lesen.