Immer wieder kommt die Frage auf, welche Auswahl der Flinte, welche Länge, welches Kaliber. Wir haben uns stark mit diesen Fragen befasst und versucht zu den vielen Fragen auch sachlich korrekte Antworten zu finden.
Gerne wollen wir nicht nur einen Sektor ausleuchten, welcher beim Kauf einer Flinte entscheidet ist. Wir erklären Ihnen grundlegendes zur Senkung, Schränkung, Pitch, Schaflänge und Lauflänge und warum eben jeder einzelne Faktor zu beachten ist.
Fakt ist: "Der Schütze schießt, der Schaft trifft.“
Daher gilt auch hier, Augen auf, beim Waffenkauf!
In den vielen, erhältlichen Büchern auf dem Mark findet man unterschiedliche Herangehensweisen zur Ermittlung der richtigen Schaftlänge. Eine sehr häufig erwähnt Methode ist das Messen der Unterarmlänge. Hierzu platziert man die Flinten in der Armbeuge und hält diese senkrecht nach oben. Gelingt es dem Schützen in diesem Anschlag den Zeigefinger auf den Abzug zu platzieren, sag man, dass das Schaftmaß ideal ist. Wenn man allerdings etwas darüber nachdenkt. Kommt man schnell zu dem Schluss, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, da unterschiedlich große Menschen, die gleiche Unterarmlänge haben können. Somit ist dieses Vorgehen lediglich ein Anhalt für das richtige Schaftmaß.
Um die richtige Schaftlänge der Flinte zu ermitteln, kommt man nicht darum herum noch weitere Überprüfungen zu tätigen. Hierzu bietet es sich an einige Probeanschläge durchzuführen. Hierbei sollte man darauf achten, dass man ohne Probleme und bequem in den Anschlag kommt. Sprich, man geht mehrfach in einen Probeanschlag und achtet darauf, dass man mühelos die Flinte an die Unterkieferoberkante heben kann.
Die Schränkung ist ein Maß für den seitlichen Versatz des Schaftes gegenüber der Laufachse. Dieser Versatz resultiert daraus, dass man eine Waffe nicht exakt unterhalb des Auges in der Schulter anschlagen kann.
Ob die Flinte eine Schränkung hat, kann man überprüfen indem man von oben entlang der Laufachse auf die Schaftspitze guckt. Steht diese ab, ist der Schaft geschränkt.
Die Senkung ist der Abstand zwischen dem Schaftrücken und der Visierlinie. Um die Senkung messen zu können, verlängert man die Visierlinie mit einem Lot und misst den Abstand zwischen der Schaftspitze und dem Lot.
Als Schütze kann man auf einfache Weise überprüfen, ob das Senkugsmaß der Flinte zu ihm passt. Hierzu muss man die Waffe mit geschlossenen Augen in den Anschlag bringen. Der Schaft sollte oberhalb des Unterkiefers an der Wange anliegen. Wenn man jetzt die Augen öffnet, sollte sich das gewünschte Visierbild ergeben. Ist zu viel Laufschiene zu sehen, wird es zu einem Hochschuss kommen, ist zu wenig Laufschiene zu sehen wird es entsprechend zu einem Tiefschuss kommen. Bei den meisten Selbstladeflinten oder Repetierflinten besteht die Möglichkeit, die Senkung eigenständig anzupassen. Dies ist ein wesentlicher Vorteil einer dieser Flinten und muss zwingend gemacht werden.
Das Pitch-Maß gibt an, wie weit die untere Spitze der Schaftkappe von der Senkrechten durch die obere Spitze entfernt ist, wobei die Senkrechte mit der Verlängerung der Laufschiene nach hinten einen rechten Winkel bildet.
Der Pitch ist nicht nur von der Statur des Schützen, sondern auch von dessen Anschlaggewohnheiten und seiner Körperhaltung abhängig. Er beeinflusst, bei unveränderter Körperhaltung des Schützen, die Treffpunktlage der Flinte
Um das richtige individuelle Schaftmaß zu finden genügt es nicht Körpermaße zu messen und diese auf einen Schaft zu übertragen. Vielmehr muss man neben den Körpermaßen unter professioneller Betreuung auf das eigene Anschlagverhalten und körperliche Konstitution beurteilen lassen, um Rückschlüsse auf ein sinnvolles Schaftmaß zu zulassen.
Das Wissen über Senkung, Schränkung, Pitch und Schaftlänge reicht nicht aus, um abschließend beurteilen zu können, ob die Flinte richtig geschäftet ist.
Jede Flinte hat einen oder mehrere Läufe. Warum dieselben jedoch manchmal kürzer und öfter länger ausfallen, das hat seine Geschichte.
Die Läufe der Musketen mit Schwarzpulverladungen waren immer äußerst lang. Der langsame Verbrennungsprozess des Treibladung, zwang die Büchsenmacher, Lauflängen von 80 und mehr Zentimetern anzufertigen. Nur so konnte nach damaliger Ansicht die Schrotladung im Mündungsbereich die bestmögliche Beschleunigung erreichen.
Als neue Treibladungen erfunden wurden, änderte sich nicht viel an den Lauflängen. Obschon das neue Pulver mehr Energie produzierte, blieb man anfänglich noch bei den langen Lauflängen. Mit der Zeit ändere sich dies und Flintenlängen von 63 cm, 65 cm, 71 cm, 76 cm oder sogar 81 cm kamen auf den Mark. Für jeden Jäger hatte es eine passende Flinte...
Immer wieder kommt die Frage auf, wie es denn nun eigentlich wirklich mit der Geschwindigkeit und Energie der Schrote in Abhängigkeit der Lauflänge steht?
63 cm, 65 cm, 71 cm, 76 cm oder sogar 81 cm?
Es kommt nicht auf die Länge an... Tatsache ist, dass die Schrotladung bereits in einer relativ kurzen Lauflänge eine genügende Beschleunigung und Anfangsgeschwindigkeit hat. Hierfür sind die modernen Treibmittel und Waffensysteme verantwortlich. Mag an der Mündung oder einige Meter von derselben entfernt gemessen der lange Lauf etwas im Vorteil sein, ist auf allen jagdlich relevanten Distanzen doch kein praktischer Nutzen auszumachen. So ist es denn in Hinblick auf Schrotgeschwindigkeit und Durchschlagsleistung der Schrote tatsächlich unerheblich, ob ein Lauf von nur 60 Zentimetern oder ein längerer Verwendung findet. Widrigkeiten ergeben sich aus der Verwendung moderner High Velocity-Patronen bei kurzen Läufen. Hier offenbaren die beschossenen Anschuss-Scheiben, dass diese Kombination nicht zu empfehlen ist. Die Deckung auf jagdliche Distanzen lässt je nach Patronenmarke sehr zu wünschen übrig. Dies umso mehr, je enger sich die Würgebohrung des betreffenden Laufs präsentiert. So ist mit dem kurzen Lauf kein Vorteil zu gewinnen! Zur mangelhaften Deckung kommt noch ein verstärkter Rückstoß. Bei der Verwendung von normalen Jagdpatronen jedoch steht es außer Zweifel, dass auch 60 Zentimeter kurze Läufe eine gleiche Trefferzahl und gleich gute Deckung liefern können wie solche mit größerer Lauflänge (Herbert v. Wissmann, „Der Schrotschuss“). Viel mehr als die Lauflänge entscheidet über die Leistung und Wirkung der Schrote, deren generelle Geschwindigkeit. Wir würden Äpfel mit Tomaten vergleichen, wenn wir jemandem raten, er soll eine längere Flinte kaufen, damit er mehr Energie der Schrote hat. Dies bringt dann nichts, wenn die Patrone eine geringere Zündgeschwindigkeit aufweist.
Hat die Lauflänge einen Einfluss auf das Maß des Vorschwingens? Hierbei muss jeder selber die Erfahrung machen, was einem am besten liegt. Es wäre falsch hier zu behaupten, dass kürzere Läufe einfacher zu führen sind. Es ist eben das Gesamtpaket der Waffe die für jeden einzelnen entscheidet.
Kurze Läufe – starker Rückstoß? Es ist mitnichten so, dass kurze Läufe per se mehr Rückstoß produzieren, wie man immer wieder hört!
Hier die Resultate einer Versuchsreihe: „Bei Flinten desselben Gewichts, derselben Patronenlagerdimensionen, identischem inneren Laufdurchmesser und Art der Laufbohrung sowie Verwendung identischer Patronen wurde nicht nur festgestellt, dass Läufe von 65 Zentimetern Länge nicht nur nicht mehr Rückstoß produzieren als Läufe mit 76er Länge, sondern tatsächlich etwas weniger. Diese Resultate wurden darüber hinaus noch bestätigt, indem man Läufe kürzer als 65 Zentimeter mit solchen größer als 76 Zentimeter verglich!“ (aus: Major Sir Gerald Burrard, Bt. D.S.O. „The modern shotgun“, Volume II, The Cartridge)
Der unangenehme Rückstoß einer wegen kurzer Läufe leichten Flinte, rührt ausschließlich von einer zu schweren Ladung her. Eine leichte Flinte verlangt eben eine leichte Ladung! Mit der geringen Lauflänge hat der verstärkte Rückstoß gar nichts zu tun – im Gegenteil.